Dienst

... genauer gesagt Nachtdienst von 19:00h – 07:00h .
Bis 00:33h Ruhe – kein Einsatz = Seltenheitswert , der Kollege unkte schon „ das dicke Ende kommt noch!“
Ich verzog mich nach draußen.
Sternenklarer Himmel, ein laues Lüftchen, milde Temperatur – absolute Stille.
Im Licht der Wacheneingangsbeleuchtung las ich – bequem in einem gemütlichen Liegestuhl rumfletzend – im Buch „ Der Medicus „ .
Kaum 3 oder 4 Seiten gelesen, da schepperte schon der Funkmelder los :

„ RD-Einsatz, fraglicher Psych.-Einsatz, Person aggressiv – Polizei kommt auch „

Am Einsatzort – ein Bauernhof – angekommen, sahen wir auf dem beleuchteten Vorplatz einen Mann im zügigen Schritttempo um einen mitten auf dem Platz abgestellten Pkw herumgehen.
In der offenstehenden Tür des Haupthauses stand ein Päärchen , welches dem Mann bei seinen Umrundungen zuschaute.
Keine Polizei weit und breit zu sehen.
Nachdem mein Kollege ich ausgestiegen waren konnten wir Zahlen hören , von 0 - 9 wahllos durcheinander –halt nur keine zweistelligen- und die Null wurde jedesmal wesentlich lauter ausgesprochen.
Es war dieser den Pkw umrundenden Mann, der die Zahlen nannte.
Auf mein „ Guten Morgen“ wandte sich der Mann uns zu , zeigte mit der rechten Hand auf mich und sagte kopfnickend „Drei“ mein Kollege bekam die „Sieben“ zugerufen.
Und schon gingen die Umrundungen weiter fort.
Mein Kollege ging zu dem Päärchen um Näheres über die Person zu erfahren und ich ging näher an den Pkw heran – und irgendwie kam mir der Mann plötzlich bekannt vor = richtig – vor ca. 3-4 Jahren hatte ich schon mal mit ihm zu tun gehabt – nur das er damals sich nur über Farben artikulierte.
Allerdings war das damals bei ihm zu Hause – einem kleinen Hof gleich nebenan.
Im schwarzen Anzug saß er damals auf einem Sofa und sagte nur „Grün, Blau,Braun ,Weiß“ und betonter „SCHWARZ“.
Da war er gerade von der Beerdigung seiner Mutter heimgekommen.
Was war diesmal der Auslöser für sein seltsames Verhalten – wieder ein Todesfall ?

Mein Kollege winkte mich zu sich , sagte mir den Namen des Mannes und erzählte, das die Nachbarn nicht wüssten, was mit ihm los sei – gestern Nachmittag hätte er dem Bauern noch bei Reparaturarbeiten an der Scheune geholfen – und da sei alles noch in Ordnung gewesen.
Und heute Nacht wären sie durch Motorengeheul und Bremsenquietschen wach geworden und hätten dann den Mann bei seinen Umrundungen seines Wagens gesehen.
Da er auf nichts reagierte haben sie dann bei Leitstelle um Hilfe angerufen.
Auf der Zufahrtsstrasse näherte sich ein Fahrzeug = die Polizei traf ein.
Wir teilten den zwei Beamten mit was wir bisher in Erfahrung bringen konnten, danach näherte ich mich wieder dem Mann und sprach ihn erneut an.
Wieder bekam ich „Drei“ als Antwort – nur wurde diesmal die Umrundung nicht wieder fortgesetzt sondern der Mann starrte mich regelrecht an, fing auf einmal am ganzen Körper an zu zittern, sank plötzlich auf die Knie, schlug die Hände vors Gesicht und weinte los.
Ich hockte mich neben ihn,strich ihm über den Rücken und fragte ,was denn los sei.
Unter lautem Schluchzen sagte der Mann „ Bruno ist tot, er ist tot – einfach tot“
WER war jetzt dieser Bruno und WO ?
Von den Nachbarn wussten wir schon , das unser Patient alleinstehend ist und auch seinen Hof allein bewirtschaftet.
Auf mein „Wer und wo ist denn Bruno?“ bekamen wir nur zu hören, das Bruno tot sei und auf dem Sofa liege.
Ein Beamter ging zum Streifenwagen und beorderte über Funk eine weitere Streife zum Hof unseres Patienten.
Von unserem Patienten erfuhren wir nichts mehr, er wiederholte nur immer wieder ,das Bruno tot sei und reagierte auf keine Fragen mehr.
Er lies sich aber von uns in unseren RTW bringen und legte sich dort schluchzend auf die Trage.
Nach einer Weile meldete sich die zweite Polizeistreife und teilte mit, das auf dem Sofa ein toter Labrador läge.
Nun konnten wir unseren Patienten ins nächste Krankenhaus fahren.
Der diensthabende Internist setzte sich ,nachdem wir ihm den Sachverhalt geschildert hatten, mit der zuständigen Psychatrie in Verbindung.
Wir fuhren zurück zur Wache, hatten gerade die Dokumentation fertig geschrieben, als der nächste Einsatz kam.
Wie sagte der Kollege noch „ das dicke Ende kommt noch!“ = das er immer Recht behalten muss!!!!
PS. Unser Patient war nach dem Tod seiner Mutter eine Woche in psycholgischer Behandlung – hoffentlich wird es diesmal nicht länger dauern, die Nachbarn kümmern sich derweil mit um seinen Hof
Shania - 24. Aug, 10:53

oerks

Chutzpe - 24. Aug, 14:48

Der Mann tut mir sehr leid und ich hoffe, dass er dieses Mal die Hilfe kriegt, die er so dringend braucht - bevor irgendwann was schlimmeres passiert.

Frau Schaaf - 24. Aug, 18:48

Eine traurige Geschichte, aus der sehr viel Einsamkeit spricht. Ich hoffe, es geht dem Mann wieder einigermaßen.

herbstfrau - 24. Aug, 20:58

oh schlimm...

was der Mann so durchgemacht haben muss... immer versucht hat, es mit sich selbst auszumachen- eben ohne profressionelle Hilfe...
Der Hund war sicher sein Ein und Alles.
Er hat dich sicher wiedererkannt und dies führte zum Lösen des Gefühlsknotens. Zum Glück...

Nun kannst du eventuell den "Medikus" weiterlesen. Tolles Buch, was? Ich habe es bestimmt schon dreimal gelesen.

Liebe Grüße von Regina

Raindor - 25. Aug, 15:12

Hey Ihr Lieben :)

Es soll ihm schon besser gehen !

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